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“Das Supertalent” ist auf dem richtigen Weg

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Das Supertalent

© RTL | Andreas Friese

Am vergangenen Samstag ist die RTL-Castingshow in eine neue Staffel gestartet. Und erneut hat man die vermeintlich beste Jury aller Zeiten – Thomas Gottschalk, Michelle Hunziker und Dieter Bohlen. Und mit dieser Jury ging es auf der Niveauskala nun tatsächlich wieder nach oben – auch wenn längst nicht alles gut war, was RTL am Samstagabend veranstaltete. Aber ein Anfang ist gemacht…

Thomas Gottschalk beim “Supertalent”. Die “Wetten, dass..?”-Ikone wechselt zum Kölner Marktführer und urteilt dort an der Seite von Dieter Bohlen über mehr oder weniger begabte Kandidaten. Was sich vor wenigen Monaten noch niemand vorstellen konnte, ist inzwischen Wirklichkeit. Der Showtitan ist am vergangenen Samstag endgültig bei RTL angekommen und war erstmals in seiner neuen Rolle zu sehen.

Doch RTL kündigte die Jury zwar als “die beste der Welt” an, hielt sich beim “Supertalent”-Auftakt aber nicht allzu lang mit ihr auf. Für alle drei Juroren gab es Pyrotechnik und einen Einmarsch in das neue Studio inklusive viel Applaus. Direkt danach ging es mit dem ersten Kandidaten los. Und der Sender hat sich damit einen großen Gefallen getan: Thomas Gottschalk wird die schwächelnde Castingshow nämlich nicht im Alleingang retten. Nicht er ist es, wegen dem die Zuschauer einschalten. Es ist die Show selbst – die mit ihm nun noch ein bisschen attraktiver sein soll.

Die Quoten der ersten Folge fielen dann doch überraschend niedrig aus. Zwar sahen mehr als sechs Millionen Menschen zu, 2011 waren es aber noch eine Million mehr. Der erwartete Gottschalk-Bonus zum Auftakt blieb also aus.

Dabei war der Start in die neue Staffel durchaus unterhaltsam und kam weniger gekünstelt daher als noch vor einem Jahr. Die ewigen Zeitlupen und Rückblenden, die einen Auftritt bis in die Endlosigkeit zogen, sind fast komplett verschwunden. Die Sendung ist damit deutlich erträglicher als im vergangenen Jahr. Es ist ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass RTL die Niveauschrauben nun etwas andreht.

Denn auch bei den Kandidaten mit Freak-Potenzial hat man sich in diesem Jahr spürbar zurückgehalten. Als ein völliger überforderter Sänger die Bühne betrat und an einem Wolfgang-Petry-Song verzweifelte, reagierte das Publikum nicht wie üblich mit lautstarken Buhrufen. Es hat dem Kandidaten auch nicht geschlossen den Rücken gezeigt. Auch dies ist ein Anzeichen für eine etwas weichere Ausrichtung der Sendung.

Kritiker warfen RTL schon lange vor, Kandidaten in der Show nur mit Häme und Spott übergießen zu wollen, damit sich die Zuschauer daran ergötzen können. Ganz konnten sich die Verantwortlichen davon auch nicht trennen. Etwa dann, als in einer Bauchbinde ein kleiner korpulenter Junge mit den Worten “möchte ‘dick’ ins Musikgeschäft einsteigen” vorgestellt wird. Das muss nicht sein und ist völlig unnötig.

Ohnehin war beim “Supertalent” nicht alles so neu und anders, wie man es sich erhoffen konnte. Die Kandidaten zum Beispiel kamen zu einem großen Teil gar nicht aus Deutschland. Diese eingekauften Acts waren zwar oft gut, bestätigen aber nur die Annahme, dass in der Show nichts dem Zufall überlassen wird und sogar die Teilnehmer eingekauft werden. RTL sollte es sich zum Ziel machen, echte Talente aus der Bevölkerung zu finden.

In einigen Kritiken war zu lesen, dass die Show viel zu extrem geschnitten sei. Das stimmt natürlich. Die Juroren tragen bei fast jedem Kandidaten ein anderes Outfit. Einmal klatscht das Publikum inbrünstig und in der nächsten Einstellung bewegen sich keine Hände. Hier kann und muss RTL dringend nachbessern. Was die meisten aber vergessen: Bei nahezu allen Shows ist das zu beobachten. Sei es bei “The Voice” oder “X Factor”. Bei ausländischen Produktionen ist es das gleiche. Aber nur weil es alle machen, wird es natürlich nicht besser. Aber vielleicht kann man die Schnitte auf ein erträgliches Mindestmaß reduzieren. Es wäre ja toll zu wissen, dass die Reaktionen der Zuschauer bei einem Kandidaten auch genau diesem Kandidaten galten.

Einen völligen Griff ins Klo leistete sich RTL mit den Aufnahmen zum Unfall von Michelle Hunziker. Mehrmals wurde dieser am Samstag angekündigt – am Ende wurde dann auf die Folge in der kommenden Woche verwiesen. Die Zuschauer brachte das auf die Palme, bei Twitter entlud sich die Wut in etlichen Schmäh-Tweets. Doch auch das ist nicht neu: Bei entsprechenden Aufnahmen ist RTL schön öfter so verfahren. Auch das macht es nicht besser. In Zeiten von Social Media & Co. sollten die Verantwortlichen in Köln eigentlich wissen, dass ihnen eine solche Aktionen um die Ohren fliegt. Gerade bei dem Image, das der Sender in sozialen Netzwerken größtenteils genießt.

Dennoch: Der Anfang ist gemacht. “Das Supertalent” ist harmloser geworden und nicht mehr nur darauf aus, die Kandidaten auf der Bühne bloßzustellen. An einigen Punkten sollten die Verantwortlichen aber dringend arbeiten. Denn die Kandidaten ansich waren ja okay, wenngleich man nicht alles toll finden muss, was dort gezeigt wurde. In der Summe sollte RTL aber darauf achten, nicht zu sehr Niveaulimbo zu tanzen. Es bleibt zu hoffen, dass die Meldungen der vergangenen Tage nicht Wirklichkeit werden.

Denn, liebes RTL. Eine Micaela Schäfer, die sich Schokolade über den Hintern schüttet, braucht niemand. Nicht Thomas Gottschalk und auch nicht die Zuschauer. Sucht euch lieber echte Talente.


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